Hast du dir schon einmal darüber Gedanken gemacht, warum du eine rechte oder eine linke Hand dominant verwendest? Das heißt vor allem, warum du mit welcher Hand bevorzugt schreibst, Besteck verwendest, schneidest oder kreativ tätig bist?
WeiterlesenKategorie: Lebenskunst
Loslassen in Schritten
Festzustellen, dass es im ganzen Haus keinen Messbecher mit exakterer Einteilung als Viertel oder Halb gibt liegt einerseits am Chaos, das wir derzeit als unser „Normal“ bezeichnen. Und andererseits am Loslassen. Denn ziemlich sicher habe ich in in den letzten Wochen mindestens einen Messbecher verschenkt, verflohmarktet oder entsorgt. Kennst du ja. Lässt du nach Jahrzehnten irgendwas endlich los – dann brauchst du es. Garantiert. Da kann ich persönlich Gift drauf nehmen.
WeiterlesenLeben, wo andere Urlaub machen
Frühstücks.Raum
Frühstücken? Es ist so schön im Garten… Und ich möchte gleich jetzt die Puppenhaare machen…“ „Wir haben ein paar Tage kein Kind, komm. Lass uns was unternehmen. Und der Termin um 11 Uhr… Oder soll ich uns wirklich nur was vom Bäcker holen?“ First World Problems in Stoberdorf. Es ist am Morgen schon ganz schön warm. Wir sollten vielleicht. Wirklich. Könnten endlich mal. Müssten das ausnutzen. Na gut. Längsee. Wir frühstücken am Längsee, schauen in welchem der zwei Bäder mein veränderungsbegeisterter Cafetier-Freund mit seiner Genuss-Schmiede gelandet ist. Und dann sofort wieder nach Hause. Weiterarbeiten.
WeiterlesenTierisches und Menschliches aus dem Paradies
Wir sitzen im Morgenlicht beim Frühstück vor meinem Atelier. Beim mehr oder weniger veganen Frühstück. Eine der grundsätzlichsten Umstellungen, die dieser Virus mit sich brachte, war die der Ernährung. Wir haben den Wechsel vom tierischen Eiweiß zum pflanzlichen Eiweiß noch keinen Moment bereut. Danke an meine Tochter Isabella.
WeiterlesenEPU und andere Abkürzungen
Nach sechs Stunden ist mein unternehmerisches Gründungsjahr 2019 als in Österreich noch nicht anerkannte Künstlerin in Spalten und Zahlen zerlegt. Einnahmen. Minus Ausgaben. Es wird hinten und vorne nicht reichen für einen Ausgleich aus dem Härtenotfallfond. Irgendwie schaffe ich das mit der SVS (Gewerbliche Sozialversicherung), andere Fixkosten habe ich glücklicherweise nicht. Und ich habe als ehemalige Pressefotografin und Journalistin gelernt, wie man bescheiden aber gut lebt, wenn man ständig wirtschaftlich am Limit entlang schrammt. Pimperlbuchhaltung für die Pimperlunternehmerin. Stimmt schon, was ein Facebook-User von uns Freischaffenden und EPUs so sagt. Wir sollen jetzt gefälligst daheim bleiben und nicht jammern. Keine Rücklagen gebildet? ja, was soll dann diese Scheinselbstständigkeit? Vor wenigen Jahren sah mich meine coachende Freundin als Chefin eines größeren Unternehmens, das Puppen herstellt. Ich. Mich. Nicht. Gar nicht. Ich bin keine begeisterte Konsumentin. Also fast nicht. Bücher. Material zum Tun. Weiterbildung und Reisen mit unserem selbst umgebauten Personenkraftwagen. Dafür gebe ich Geld aus. Für Fertiges fehlt mir meistens das Bedürfnis.
WeiterlesenQuarantäne und Wirtschaft
Meine „Wirtschaft“ ist aufgeräumt. Zwei Tage intensivsten Nähens für einen Alles-andere-als-Nähprofi liegen hinter mir. Langsam biegt sich mein Kreuz wieder gerade. Mein Arbeitsplatz mit Nähmaschine am tiefergelegten Tisch mit Hocker hat endgültig sein Ablaufdatum erreicht. Draußen in der Garage wartet der aufgehübschte Upcycling-Schreibtisch. Ein ehemaliger Arztschreibtisch aus Sperrholzresten, nach dem Krieg gebaut. Der Umbau vor etwa 10 Jahren verkleinerte das wuchtige Ding. Der weiße Anstrich vor vier Tagen gibt ihm nun das Aussehen, das er für mein Atelier haben muss. Meine Eckbank ist gemütlich, wandert aber zurück in den Seminarraum. Das wird mein Osterprojekt. Frühjahrsputz und so.
Als Mittwoch Morgen mein Handy brummt und mir signalisiert, ich möge einen Kommentar auf der homepage freigeben und kommentieren, ahne ich noch nichts. Ich bin VOR meinem Morgenkaffee. Und ich bin so ein Morgenmuffel, sei froh, dass du mir zu dieser Zeit nicht über den Weg läufst. Eine Dame schreibt mir „Ich möchte Masken bestellen“. Liebe Grüße und eine Telefonnummer. Mein Hirn, schlafgrantig, ächzt. Wo um Himmels Willen hab ich geschrieben, dass ich Masken mache? Bei meiner Coachin? Ich reiße mich zusammen, schreibe Unverfängliches und das Versprechen, mich zu melden.
Zehn Minuten später. Ich richte mir gerade meinen lebenserhaltenden Kaffee. Telefon. Eine total freundliche Frau erzählt mir, da wäre eine Artikel in der Kleinen Zeitung. Ob ich die Künstlerin sei, die auch Atemschutzmasken näht. Jetzt fällt der Groschen! Genau! Ich wurde ja letzte Woche interviewt. In dem Einerlei der Quarantäne habe ich das sofort wieder vergessen. Danke geschätzte Mittelkärnten Redaktion, das war ein super Bericht über Einige von uns, die nun das tun, was eben nötig ist. Genau. Nähen.
Zwei Tage lang rattern Maschine und Hirn. Natürlich geht auch mir der Einziehgummi aus. Die gewohnte gute Nähseide. Und mir wird so Einiges klar, was jetzt möglich ist. Nämlich andere fragen, ob sie noch Material haben. Beziehungsweise kreativ werden mit Ersatz für Ausgehendes. Danke Barbara für den Tipp mit den Jerseywürschteln, na klar! T-Shirt-ReUse! Und ich kann Garn eindrehen. Du weißt schon. Türgriff, Garnfäden, Bleistift – und drehen! Und irgendwann kann ich auch sagen: Danke, genug! Es gibt so viele andere Menschen, die diesen Dienst an der Gemeinschaft leisten und ihre Nähfähigkeiten zur Verfügung stellen. Ich muss nicht alles allein tun. Wir können die Arbeit gut untereinander verteilen. Wirtschaften miteinander. Wirtschaften ohne Wachstumszwang. Eine Form von Wirtschaften, das auch andere Menschen zum Zug kommen lässt. Frauen-Wirtschaft?
Als mir das so richtig klar wird, nehme ich Tempo aus dem Zuschnitt, aus dem ratternden Nähen wie im Schlaf. Bügle ich liebevoller jede Kante. Denke beim Nähen herzwarm an die zukünftigen Träger*innen. Wir haben ja immerhin ein Weilchen miteinander telefoniert, um uns über den Stoff und die Trageweise zu einigen. Ich höre von panischer Angst vor dem Virus bis zur Notwendigkeit, die Maske den ganzen Tag zu tragen. Ich nähe nicht für Geld. Ich nähe für Menschen, um Ängste zu verkleinern. Um Gesundheit zu erhalten. Um sie zu stärken. Und ja klar, die Post will sich den Transport bezahlen lassen. Ich verbrauche Material und Strom. Das wird ausgeglichen. Und ist so stimmig für mich, für meine Situation, die mit keiner einzigen anderen Situation von anderen Freiberufler*Innen oder EPUs zu vergleichen ist. So viel wird gerade sichtbar. Es ist überhaupt nicht nur zum Lachen.

Was mich durch diese Tage trägt ist Musik. Bis zum Anschlag aufgedreht. Oder leise im Hintergrund. Allein im Studio singe ich so laut vor mich hin, dass ich nicht einmal meinen Mann höre, der mich zu den Mittagessen ruft. Der blitzeblankeblaue Himmel aus meiner Kindheit. Freundliche Wölkchen, keine Streifen. Genau. Freundlichkeit. Die Freundlichkeit der Menschen. Unser Teilzeit-Hippie-Auto ist arg beleidigt, weil es nur mehr von Stoberdorf zur Volksschule. Von Stoberdorf zur Post. Von Stoberdorf zu Billa und Hofer. Fahren darf. Es ist daran gewöhnt, am Wochenende Richtung Meer zu düsen. Uns in sich zu beherbergen. Und was tut ein beleidigtes Auto? Genau. Nicht mehr anspringen. Der junge gelbe Engel lacht. Wie viele Kilometer das Auto schon hätte? Waaaaaas? So viel? Und dann ist es Gott sei Dank doch nur eine leere Batterie. Und wir müssen eine halbe Stunde sinnlos durch die Gegend fahren, um sie wieder zu laden. Okay, lieber Gefährte, ab sofort werden wir einmal in der Woche ausfahren. Mal sehen, wem wir das unterwegs erklären müssen. Ist ja doch sowas wie ein Zwangsausflug, gell?
Freundliche Handytelefonate mit Video tun mir gut. Mitten drin im Alltag von Freund*innen. Und ich bekomme snail mail aus Wien. Von der geliebten Tochter und Enkeltochter, die auf zwanzig Quadratmeter in der Quarantäne hocken. Eine so tolle Zeichnung. Eine so tolle Kette. Quarantäneschmuck. Restelverwertung, weil für die Kinderküche Spielnahrungsmittel aus selber gemachtem Salzteig hergestellt wurde.
Ich habe gefühlt drei Wochen Nähen gelernt. Petra, meine Lehrerin, sie wäre stolz auf mich. Meine alte Nähmaschine kann viel mehr, als ich ihr zutraue. Vor allem finde ich die Einstellung der Nadel in der Mitte, links und rechts sehr hilfreich. Es tut einer Maschine gut, sie zu reinigen. Ihr ab und an einen Tropfen Öl ins Getriebe zu gönnen. Zu meiner Freude ist heute das Packerl mit den Stickfüßchen gekommen. Dem free motion embroidering steht nun nichts mehr im Weg. Doch wie immer ist das eine andere Geschichte…

Quarantäne und ein Selbstversuch
Struktur und Quarantäne
Ja, es ist Struktur eingekehrt. Still. Heimlich. Aus der Stille, aus der Ruhe. Mit einem über die Jahre gewachsenen Freund*innen und familiären Netzwerk, das wie ich seine Fäden spinnt und mit mir diese Phase durchgeht. Mit den üblichen Aufs und Abs. Mit Gesprächen, Überlegungen, Mutzusprüchen. Und mit Videos, über die ich mich schlapp lachen kann.
Ganz gesund bin ich nicht in diesen Tagen. Ob es meine Empathie mit Menschen oder mein vorausschauender Umgang mit möglichen Symptomen ist kann ich nicht so recht beurteilen. Atemnot habe ich schon ein Leben lang, seit ich als Neunjährige eine saftige Lungenentzündung hatte. Von meiner Anämie will ich da jetzt gar nicht anfangen. Und ich huste seit November, derzeit wieder ein bisschen mehr. Mir fehlt es, im Garten zu sein. Und so wie es aussieht, gibt der Winter ein spätes Debut. Wir heizen wieder und alles spielt sich mehr im Hausinneren ab. Vielleicht raffe ich mich heute trotz allem auf und gehe mal wieder an den Fluss. Meinen Bronchien tut das sicher gut.
Meine Tage verlaufen relativ systematisch. Gemeinsames Frühstück mit meinen beiden Männern. Der Zehnjährige strahlt vor sich hin wie die Sonne. Und erzählt, was er von den Arbeitsaufträgen schon im Pyjama erledigt hat. Und dass er sich noch ein Video mit Turnübungen anschauen will. Aber er turnt herinnen. Weil, draußen ist es einfach zu grau und zu trüb. Zuhören, als mein Mann erzählt, dass in der WG einer seiner Töchter ein junger Mann Symptome hat. Quarantäne, nun auch außerhalb unserer vier Wände. Durchatmen. Einatmen. Ausatmen. Es war klar, dass auch solche Nachrichten kommen werden. Dass mein Sohn heute Morgen seinen angekündigten und frei gewählten Milizdienst im Kosovo antritt habe ich als liebende Mutter zu akzeptieren. Meine persönlichen Gefühle sind meine Gefühle und werden auch wieder vergehen.
Einheizen in meinem freundlichen Atelier, aufräumen, wegräumen. Zusammen räumen, was vom Vortag liegen geblieben ist. Mich daran hindern, schon wieder zu googeln, wie es in Spanien und in Italien, in den USA und speziell in London aussieht. Wie es den Kindern und Eltern in den Flüchtlingslagern zwischen Griechenland und der Türkei geht. Weiterhin Zurückhaltung auf Facebook, sonst sitze ich zwei Stunden später noch immer da. Die Töne am Handy ausschalten, auch das Vibrieren. Dauernd neue Meldungen. Sie sind auch ohne mich da. Ich schaue mir die Pressekonferenzen täglich auszugsweise an. Ich freue mich heute besonders darüber, dass wir als Stammkunden des Mittelkärntner Bioboten weiterhin versorgt werden. Sabine und Irmgard, ihr wisst gar nicht, wie gut uns eure Donnerstagskisten vor der Tür tun, psychisch und physisch. Hinterher wird Zeit sein, euch zu drücken.
Während ich handwerklich in irgendeine meiner vielen fantastischen Figuren eintauche und dran weiter arbeite, kehren meine Lebensgeister langsam zurück in meinen Körper. Beginne ich mich zu freuen, dass meine Enkelin und Tochter in Wien demnächst per whatsapp live mit mir sein werden. Dann darf ich wieder Bücher mitlesen und verstecken spielen. Meiner Enkelin aus 350 Kilometer Entfernung dabei zuschauen, wie sie auf abenteuerlich aufgeschichteten Matratzen in den engen zwanzig Quadratmetern einer Wohnungsquarantäne Purzelbäume und Rutschpartien veranstaltet oder mit dem Kindergarten telefoniert, weil der Hase dringend abgeholt werden muss. Wie schnell sie sich umgestellt hat! Mein jüngster Sohn ruft regelmäßig an. Nun gibt es auch positive Testungen in seiner Firma und die Dinge ändern sich. Wir werden uns der Armatur in der Küche widmen, da ist irgendwas so locker, dass der Hahn herauszufallen droht. Was gut ist (hoffentlich!), weil wir dann vielleicht auch den Fehler finden, warum unser Geschirrspüler partout nicht abpumpen will. Abenteuer Installation. Und wir als Laien werden vermutlich eine Menge dazu lernen. Und zu schätzen wissen dass es eine Zeit gibt, in der man einfach einen Installateur anruft und hofft, dass er Zeit hat.
Rückzug und Forschung
Ja. Stimmt vollkommen. Wir sind begünstigt. Wir leben relativ einsam am Land, neben einem Wald. Oberhalb eines plätschernden Flusses. Mit wildem Garten, in dem schon wegen der Bienen alles so sein darf wie es die Natur will. Und wir Menschen, wir dürfen jederzeit und immer hinaus. Auch jetzt in einer Zeit, wo die Vorsichtsmaßnahmen um einen Corona Virus Menschen dazu anhalten, drinnen und daheim zu bleiben.
WeiterlesenInnere Stimmen und das Jetzt
