Die letzten 18 Monate zählen zu den aufregendsten, traurigsten, berührendsten, geliebtesten und in Summe lebendigsten Monaten meines bisherigen Lebens als Mensch auf diesem Planeten.
Meine ganze Kreativität und Liebe fließt in den Aufbau einer Lebensgemeinschaft mit anderen Menschen. In die gemeinsame Planung und Herstellung von zwei Tinyhäusern. In die ständige Auseinandersetzung mit mir und anderen, meinen fühlbaren und meinen abgespaltenen Emotionen und Erinnerungen in diesem Leben. Was für ein intensiver Dauerworkshop! Ich habe mich Traumen gestellt, von denen ich nicht einmal wusste, dass sie in mir auf Entdeckung warten. Mich in Rollen gefunden, in deren Schuhen ich gar nicht gehen wollte. Ich habe gelernt, dass abgekapselte traumatische Erinnerung heilbar sind. Bearbeitbar bleiben. Sie werden mich weiter wach halten. Wir sind mit vielen Menschen am Feuer gesessen, haben gefeiert, getanzt, gelacht und geweint. Wir haben Zirkus erlebt, Riesenseifenblasen bestaunt und beim Aufbau einer Flüchtlingsunterkunft mitgeholfen. Wir haben mit Kindern gearbeitet und von ihnen so viel Liebe zurück bekommen. Und noch so viel mehr. Alexander, Sami und ich haben im Schnelldurchgang gespürt, was es bedeutet, in einem entstehenden Gemeinschaftsprojekt zu leben. Und entscheiden nach 18 Monaten, dass diese Form – und darum geht es – dass diese Form nicht zu uns und unserer künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Leben passt. Von Herzen alles Gute für alles Weitere in diesem Projekt! Möge die Übung gelingen!
Ob es besser zu uns passende Formen gibt weiß ich heute noch nicht. Und ob ich noch sehr viel über diese Erfahrungen schreibe, auch nicht. Nachzuschauen sind die eineinhalb Jahre auf unserem angefangenen Youtubekanal. Jetzt ist mal Pause und Durchatmen angesagt. Ich bin damit beschäftigt, zu integrieren, was wir hier erfahren und erlebt haben. Nach Jahren in unseren sicheren Stoberdorf-Bubble war die ganze Gesellschaft in Form von Besucher:inen, Gästen, Gemeinschaftsinteressierten und Workshopteilnehmer:innen präsent. Online und im echten Leben. Es waren beseelende Traumbegegnungen dabei. Mittelmäßig intensive. Und solche, die schwer im Magen liegen. VOLL das Leben auf dieser Insel der Seligen, auf der wir hier in Österreich leben.

Ob Tinyhäuser unsere idealste zu uns passende Wohnform sind? Auch das wissen wir noch nicht hundertprozentig. Der Traum vom Tinyhouse-Village am Mittagskogel ist für uns vorerst einmal gescheitert. Und zwar krachend. Ob wir unsere Häuser verkaufen oder einen neuen Stellplatz suchen, allein oder mit anderen, wird das heurige Jahr zeigen. Ganz bestimmt wissen wir nach permakultureller Auseinandersetzung mit der Thematik nun mehr über das Wie und Wo und Warum so einer Siedlung. Aus ganz praktischer Erfahrung. Wir werden sehen, ob wir dieses Wissen noch einmal einbringen können. Und wollen. Der Funke ist noch nicht erloschen. Solltest du vielleicht in einem Umkreis von 20 Kilometern um Villach von einem Bauplatz wissen, oder von einem Campingplatz, der sich zur Tinyhousesiedlung umfunktionieren ließe – bitte lass es uns wissen. Wir gehen jedem Hinweis nach. Alleine oder mit anderen. Alles ist möglich.

Seit ein paar Tagen leben wir in einer Kleinstadt im Westen Kärntens. Meine Mutter bewohnt seit dem schon fast 20 Jahre zurückliegenden Tod meines Vaters allein ein großes Stadthaus. Und hat uns in unserer Notsituation Raum in diesem Haus angeboten. Ich bin in dieser Stadt aufgewachsen, im Schatten des Goldecks. Ich bin hier bis zur Matura in diverse Schulen gegangen. Habe hier meine Kindheit und Jugend verbracht. Und komme nun als mittelalte Frau zurück in eine Stadt, die sich gewandelt hat. In ein Haus, das ich noch gar nicht wirklich kenne. Wir haben wieder eine eigene provisorische Küche und wissen besonders das so sehr zu schätzen. Hach, und die eigene Badewanne! Danke Leben! Wir bewegen uns in einer Umgebung, die wir ganz langsam gemeinsam erkunden. Glücklich bin ich, dass auch Spittal einen Together Point hat, dass es hier ein OTELO gibt und die Fachhochschule. Ganz anders als vor 37 Jahren, als ich weggegangen bin. Ich bin sehr gespannt, wie es mir im fortgeschrittenen Lebensalter ergeht. Back to my roots – und doch ganz neu.
Vom ersten Tag an drängt es mich, künstlerisch aktiv zu sein. Ich habe wieder Zeit, den Wesen zuzuhören, die sich vor meinem inneren Auge präsentieren. Meine ganze Konzentration richtet sich auf meinen Ausdruck in Textilien, Wolle und neu zu entdeckenden Materialien. Nach *Yuna* beschäftigt mich nun eine gefilzte Ratte, die in unseren Ausstellungsräumlichkeiten des Vereins „Brückenwerke“ prominent in der Auslage stehen wird, um den nahenden Frühling anzukündigen. Danke auf diesem Weg an Jill Maas und ihre wunderbaren Vorlagen und Schnitte, die mich ständig auf meinem Weg weiter bringen. Ihre Ratte wurde, mit kleinen Veränderungen, zu meiner Yuna…
Es wird 2023 von mir im Wirkraum weitere Veranstaltungen wie das „Community Crafting“ und Gemeinschaftsworkshops für Kinder in Erwachsenenbegleitung geben, um Qualitätszeit miteinander zu verbringen. Meine Kolleg:innen tüfteln ebenfalls an Kursangeboten, das heurige Jahr wird bunt und inspirierend. Meine Theater- und Spielpädagogikausbildung geht nächste Woche weiter. Und ich fotografiere wieder, in einem improvisierten Fotostudio am Balkon, mit Tageslicht und allem, was mein Fotografinnenherz begehrt. Bleib gespannt!





Danke, dass du noch hier bist und mir nach den vielen Pausen folgst. Ich ahne, dass es nun wieder mehr über meine Arbeit zu schreiben gibt. Und freue mich über dein Feedback, hier in den Kommentaren. Oder auf Instagram oder auf Facebook .