Während ich Fotos sortiere, Filmsequenzen beschrifte und überlege, was ich für meine Männer zu Mittag Feines koche, sind zwei von ihnen in der nachbarortlichen Werkhalle und schrauben, messen und kleben.
Nach einer familiär bedingten Arbeitspause geht es seit gestern weiter. Dieses besondere Jahr 2021, Bautag 10, Ende Mai. Die gezeichneten Wandkonstruktionen werden im Sinne des Wortes be-greifbar. Ein Baumeister empfiehlt den einen und anderen Entlastungsbalken. Lobt die beiden Konstrukteure für ihre umsichtige Planung. Der Übergang zum komplizierten und durchdachten Tiny-House-Dach wird überarbeitet. Neu berechnet und neu gezeichnet. Wir konsultieren alle gemeinsam und jeder für sich weitere internationale Baututorials des globalen Tiny House Movements. Es ist unfassbar und gigantisch, wieviel Wissen sich im Internet ausbreitet. Ja, eh, auch Halbwissen. Mit der Übung und mit der Zeit lernt man, das Passende vom für die eigene Baustelle nicht Passenden zu unterscheiden. Von der flotten und von der Familie unterstützten Bauherrin bis zum perfektionistischen Bauherren, der wertvolle Tipps wie ein Lehrer weitergibt, ist alles vertreten. Die Fehlerberichte und Korrekturüberlegungen sind eine Wohltat. Lieber Frithjof Bergmann, komm gut heim über die Regenbogenbrücke. Deine unschätzbaren Ideen und praktischen Überlegungen, wie Arbeit sinnvoll ist und Freude macht und vor allem, wie gut wir aus Fehlern lernen, vergesse ich nie. Danke, dass du mit deinem neunzigjährigen Dasein das Zusammenleben auf diesem Planeten bereichert hast!

Beim Aufbauen stellt sich heraus, dass Alexander’s Idee, die Wandsegmente zu dritteln, eine gute war. Zu zweit ist es viel leichter möglich, die Teile aufzustellen, zu fixieren und dann an den Ecken erste Schrauben zu setzen. Immer und immer wieder nachzumessen gehört zum Arbeitsalltag. So wie das abendliche Abdecken mit der Plane. Der sintflutartige Regen der letzten drei Wochen ist derzeit zu Ende. Die Wetterprognosen der nächsten fünf Tage lassen zumindest ein bisschen hoffen, dass wir zum Ende der Woche hin die gebrauchten dänischen Fenster in der Wärme der Sonne streichen und trocknen lassen können. Es ist fast Juni. Und wir heizen. Die heizfreien Monate werden immer weniger. Oder kommt das nur mir so vor?

Die beiden Männer, mein Mann und mein Sohn, entwickeln sich zu Tiny-House-Experten. Sie arbeiten erstaunlich gut zusammen. Einerseits teilen sie das linkshändische logische Denken, das mir sehr oft neu erklärt werden muss. Und andererseits ergänzen sie sich in ihrer Arbeitsenergie aus. Alexander stoppt, wenn es auf der Baustelle mit Gewalt und einem Tagesziel vor Augen flott gehen soll. Andreas hält durch, wenn Alexander längere Pausen braucht. Der Umgang ist liebevoll, respektvoll und achtsam. Eine Wohltat, generationenübergreifendes Tun so zu erleben. Wissen aus praktischer Erfahrung ergänzt jugendliche Begeisterung und rasche Auffassungsgabe. Heraus kommt reine Lust am Bauen und praktisches Lernen. Und das verbindet ganz offensichtlich viele Menschen. Zumindest in meinem Freundeskreis. Beim Frühstück sprechen wir über Trailer, Wechselbrücken und Staubsaugeranschlüsse für eine Kreissäge. Planen den Tag und dann gibt es eh schon kein Halten mehr. Kurz spüre ich einen Stich, weil ich so wenig in meine Hilfsarbeiterinnen-Tätigkeit hinein wachse.

Und ich? Ich überwinde meine Abneigung vor den wöchentlichen Einkäufen. Und nähe und sticke jede freie Minute. Ich komme ins Nachbearbeiten von Filmen nicht so hinein, dass ein Funke überspringt. Es gibt schon einige Stunden Material. Mir fehlt der sprichwörtliche rote Faden. Das Drehbuch. Ein genialer Vorspann, vielleicht ein Musikstück. Und vor allem meine Handschrift. Genauso erging es mir, als vor vielen Jahren die digitale Bildbearbeitung als Pressefotografin Einzug in mein digitales Büro hielt. Irgendwann hatte ich es. Zumindest so viel, dass ich damit weiter arbeiten konnte. Du und ich, wir werden sehen, ob ich den Sprung schaffe. Das Metier Film reizt mich immerhin seit Jahren.

Du willst vorbei kommen, direkt beim Hausbau mit anpacken, lernen? Bitte einfach melden, wir halten uns an die derzeitigen Covid-Regeln und machen uns gerne etwas mit dir aus. Du hast Ahnung von Filmschnitt, Storyboard und Ideen, wie so etwas cool umzusetzen wäre? Ich wäre begeistert, Lernfähigkeit und Kamera, Software und Begeisterung sind vorhanden!

Wie immer an dieser Stelle der Hinweis und die Einladung, dich in meine Newsletter-Liste für den kommenden Spätherbst, spätestens Winter, einzutragen, damit du mitverfolgen kannst, wie unsere Träume vom Leben im Mobile Home und als praktizierende Künstler wahr werden.