Heuer geht es rasch. Von einem ausgedehnten Altweibersommer, warm und gemütlich bis Mitte November, geht es innerhalb von Stunden in den eiskalten Vorwinter. Jeden Abend, wenn ich im Licht meiner Handylampe zurück ins Atelier stapfe, glitzert der Boden von Millionen winziger Eiskristalle, die alles bedecken. Ich kann mich kaum sattsehen an dem Geglitzer. Ganz natürlich. Also das Geglitzer.

Der Wintersonnenwende sehne ich mich jedes, jedes Jahr entgegen. Viele meinen, ich bilde es mir ein. Doch mein Körper spürt die Rückkehr des Lichtes. Er fühlt sich sofort lebendiger, bewegungsfreudiger. Ja, es wird noch eine Weile zapfig sein da draußen. Schnee, ja gerne. Hauptsache, das Licht kehrt zurück in unsere Breiten. Eine geschlossene Schneedecke reflektiert es noch schöner als der winterlich abgeräumte dunkle Acker.

Was glitzert und leuchtet im Atelier einer Textilkünstlerin? Genau. Glasperlen. Als mir vor zwanzig (!) Jahren eine Künstlerin das „Beaden“ beibringt, legt sie einen Grundstein. Nicht nur für meine Liebe zu dieser künstlerischen Fähigkeit der Menschen der First Nation. Auch zu diesem bunten, glatten Material, das transparent und schimmernd und opak daher kommt. Mit Glasperlen zu sticken und zu nähen ist zeitaufwändig. Augenintensiv. Und braucht eine ganze Menge Geduld. Ohne Webrahmen bin ich freier in der Gestaltung und macht es mir mehr Freude. Also wie gemacht für diesen zweiten Lockdown, der unser Lebenstempo ein weiteres Mal herunter fuhr. Und bei mir Dinge ermöglicht, die ich immer gern gemacht hätte. Hätte ich Zeit gehabt. Mein Herz hüpft, als ich bei meiner georgischen Puppenmacherschwester Nato all die handgestickten bunten Mützen ihrer sternäugigen Weihnachtsfiguren sehe. Jetzt! Jetzt ist die Zeit, mir die Zeit zu nehmen und mich auszutoben. Die Farben. Die Perlen und ich. Sogar beim Schreiben ist ein inneres Dauerlächeln da.

Heuer ist dieser Wunsch nach einem Wesen, dass die Rückkehr des planetaren und des inneren Lichtes symbolisiert, größer denn je. Keine Weihnachtsfigur. Das war in den letzten beiden Jahren ein Thema. *Lucia* hat einen mit glitzernden Perlen bestickten Kranz am Kopf. Sie ist vollkommen handgenäht, weil sie neben dem distance learning mit unserem Jüngsten entsteht. Da passt keine Nähmaschine zwischen den Computer und den fleißigen Lerner. Sie entsteht aus einer globalen MAL unter Puppenmacherschwestern. Wie immer mit selbst angefertigtem Schnitt, weil meine gefilzten Köpfe sich größenmäßig keiner Norm beugen. Nie. Doch das ist eine andere Geschichte…

*Lucia* wird einem guten Zweck zugute kommen. Quasi inneres Glitzern und Leuchten bei jenem Menschen erzeugen, der ihr ein neues Zuhause gibt. Auktionen und hektische Gebote passen nicht zu mir, ich kann mich von dem Gedanken gleich wieder verabschieden. Es macht mich nervös, wenn ich mir durchlese, wie das funktionieren soll. Mein Widerstand gegen Menschenrechtsverletzung bleibt ein sanfter, entstresster, großherziger. *Lucia* ist eine sanfte Form meines Widerstandes – sie weiter zu geben wird Menschen helfen, denen ich sonst nicht helfen könnte.

Ich stelle den Ertrag aus dem Verkauf dieses Lichtwesens meinen Freundinnen zur Verfügung, die auf Lesbos sind. Die sich seit Wochen und vermutlich noch den ganzen Winter vor Ort für jene Menschen einsetzen, die in flatternden Sommerzelten Wind und Wetter ausgeliefert bis zur Behandlung ihres Asylantrages in der EU ausharren müssen. Jeder Cent wird benötigt, um die Menschen Kinder, Frauen und Männer in der kalten Jahreszeit mit dem Nötigsten zu versorgen. Jeden Tag, wenn ich mein kaltes Atelier einheize und an diese Menschen denke, gibt es mir einen Stich.

Und wie soll die „Auktion“ praktisch funktionieren? Der Ausrufungspreis für Lucia wird mit einer Untergrenze von 125 Euro festgelegt. Du möchtest mitbieten? Dann lass es mich bitte persönlich bis 17. Jänner 2021 wissen. Egal ob auf Social Media Plattformen, hier über einen Kommentar oder durch einen Anruf – ich trage dein Gebot in eine Liste ein. Lucia wird sofort nach deiner Überweisung für das Höchstgebot siedeln und spätestens Ende Jänner des neuen Jahres bei dir sein. Ich übernehme die Transportkosten (egal wohin auf diesem Planeten) und überweise abzugsfrei und transparent.

Lasset uns beginnen!
