„Rosa? Ja spinnt jetzt die Welt? Und Spitzohren und vielleicht auch noch Elfenschmuck?“ Unverständnis. Das zwingende Bedürfnis, mich zurück auf den Pfad der Normalität zu bringen. Zunehmende Verzweiflung, weil ich es mir mit dem neuen Wesen in der Werkstatt so gemütlich mache. Und mir Zeit lasse, mir und ihr Raum gebe für das, was kommen mag. Und jetzt rutscht der Coachin auch noch die überdimensionale Wärmflasche vom Magen. Die Welt, die dreht sich nimmer lang.

„Einfach weitermachen, bitte, mach einfach weiter“, flüstert mir die Elfenkönigin auf meinem Schoß zu. Ja, sie ist vollkommen zufrieden, dass die Haare jetzt nicht mehr weiß und rosa sind. Sondern rosa und weich und füllig. Strähnchenweise heller und dunkler. Und ja, Stirnfransen könnten gut ausschauen, lässt sie mich wissen. Und diese Silberdrahtohrkostbarkeiten, die sie mir seit gestern einflüstert. Und sie möchte dann endlich Arme bekommen, beweglich, wie schon die Beine. Und hach, der Mantel. Die luftige Kleidung. Eine Schaukel. Und ein Geheimnis. So viel, worauf wir uns beide freuen.

„Ist der Winter und Weihnachten bald vorbei?“ wispert die Wolfsfrau zu Frau Herbst, die neben König Winter und dem Glöckchenschaf steht. Frau Herbst und Herr König haben schon etwa zehn Jahre am Buckel. Standen Jahr für Jahr in der vorweihnachtlichen Krippe für die heranwachsenden Kinder. Beide nicken weise. Die Schafsglocke klingelt. Frau Wolf wundert sich ein bisschen über die Glitzerbäume, die ihr seit ein paar Wochen vor der Nase stehen. Sie genießt die Wärme des Ofens an ihrem luftigen Platz, meldet sich selten zu Wort. Ruht in sich. So eine gute Seele. Sie beobachtet viel und schaut. Sie ist einfach da, braucht uns alle nicht. Ich bin es, die froh ist, dass ich sie da oben spüre.

Prinzessin Orsola ist nach einem langen Aufenthalt im Gemeinschaftsladen Kunst&Werk wieder daheim. Wie gut sie mit ihrem Glitzerband und dem vielen Weiß ins neue Studio passt. Orsola und ihre Freundinnen, die Plaudertaschen, freuen sich so, dass ich gestern endlich den geschälten Ast mit den geschliffenen Glassteinen und der Lampe an die Decke montiert habe. Sie werden sich noch mehr freuen, wenn diese Lampe am Sonntag von meinem Lieblingselektrikersohn mit Strom versorgt wird und mir den Abend über dem Arbeitstisch erhellt.

„Ma, diese Fliegen nerven, sind die immer noch nicht erfroren? Und, tust du jetzt weiter an den Armen, oder worauf wartest du?“ meldet sich Frau Coach wieder. Was für eine quengelige Stimme sie heute hat! Mir kommt sie vor wie meine innere Kritikerin, die mich jahrzehntelang sabotiert und mich vorm spielerischen Arbeiten mit Material abhält. Kein Geld, Hunger, Tod. Ihr wisst schon. „Dein Puppenmachen ist ein Hobby, kein Beruf. Von einem Hobby kannst du nicht leben. Hobby ist unentgeltlich und fürs Wochenende oder deine Freizeit. Basta.“ Diese Einflüsterin auf meiner Schulter, die mir statt dessen zum übermäßigen Konsum von Zeitschriften und Büchern rät, die diese kreative und künstlerische praktische Auseinandersetzung von anderen Menschen zeigt. Von Anderen, nur nicht von mir. Mich ständig ein bisschen schlecht macht. Mich mit anderen vergleicht, an deren Arbeit ich sowieso nie heran reichen werde. Ich finde es ganz praktisch, dass sie nun an der Rückenlehne meiner Studiobank lehnt. Und sich an ihre heiße Wärmflasche klammert. Immer noch an meiner Schulter, aber eben sichtbar. Auf Augenhöhe, sozusagen. Die Drohung, sie vor die Tür in die Eiseskälte und zur verspielten Katze zu setzen, wenn sie mir zu anstrengend wird, genügt meistens. Sie bringt mich so zum Lachen, wie sie da sitzt, grantig, untätig, meckernd, immer auf der Suche nach Fehlern. Ja, genau, du meinst es nur gut. Ich auch. Trink deinen Tee und genieß das Leben. Die Elfe und ich, wir haben heute noch Einiges vor…

Stundenlang könnte ich Dir zuhören, spüren, wie sich durch Deine Worte innere Welten öffnen, weiten, Raum geschaffen wird. Alle Stimmen so altbekannt…bitte bald wieder weiter flüstern und uns helfen, Raum und Zeit zu überwinden und in deiner Werkstätte ein Plätzchen finden lassen!!🌠💚🌺
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Liebe Christine, ich danke dir! So schön zu lesen, dass du mit uns in diese Welt eintauchst… Bis bald! ❤
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