Einfach schauen, spüren, genießen. Wir machen Wochenend-Pause und danken euch allen für euren Besuch, für eure Unterstützung!
Schlagwort: Volksschule St. Veit an der Glan
Proben und spielen

Nun sind wir soweit. Wirklich, wirklich. Die letzten Proben gehen heute zu Ende. Unsere Pop-Up-Werkstatt ist nur mehr Proberaum, die Handwerkerinnen und Handwerker haben ihre Geräte abgeholt, der Raum ist grundgereinigt. Berührend, welch großartige Entwicklungsschritte die Kinder und wir noch machen. Ein Kind hat plötzlich arg mit Lampenfieber zu tun. Drei andere überraschen uns vollkommen mit neuen, lebendigen Auftritten, neuen Formulierungen der Textpassagen. Die Musikstücke gehen jetzt mit links. Sogar in der Jausenpause draußen in der Fußgängerzone entstehen spontane Theatereinlagen. Mir ist noch immer zum Heulen vor Freude, weil leise Kinder sichtbar geworden sind und sich in ihren Körpern wohl fühlen. Wie sehr ich hoffe, dass einige Naturtalente in den nächsten Jahren unterstützt werden, einige der Kinder haben erstaunliches Potenzial. Hinter und vor der Bühne.

Bei den öffentlichen Proben vorbeischauende Erwachsene und Kinder bleiben fasziniert stehen. Ja, wirklich, die Kinder haben alle Handpuppen selbst gemacht. Und ja, tatsächlich, das Stück haben sie selbst geschrieben. Und gell, es ist schön, wenn eine Einkaufsstraße mit Kindergelächter erfüllt wird. Die Nachbarin bringt für die Kinder Schwimmarmbänder vorbei. Der italienische Eiscafebesitzer versorgt uns Erwachsene mit Coffeinnachschub. Ein Urlauberehepaar bedauert, dass es heute Abend abreist, so gern hätten sie die Kinder noch einmal live gesehen. Gestern bekommen die Kinder eine Spontandemonstration des mobilen Drehorgelspielers aus Meiselding zu sehen und zu hören. Wir begegnen uns am Hauptplatz mit unseren mobile Bühnen und er spielt uns zum Abschied ein Zigeunerlied.

Morgen Freitag und am Samstag um jeweils zehn Uhr sind wir mit unseren Abschlussaufführungen in der Innenstadt unterwegs. Wir haben unsere Standorte in den Schatten verlegt, es zahlt sich aus, gleich bei der ersten Station vor der Werkstatt dabei zu sein. Sitzgelegenheiten nicht vergessen, und vielleicht einen Sonnenschirm. Die Kinder sind bestmöglich vorbereitet und motiviert. Wir Erwachsene feiern bereits heute, dass alle Kinder unersetzliche Teile des Projektes geworden sind. Das war unsere Intention – dieses Ausschöpfen ihrer vielseitigen kreativen Möglichkeiten. Möge die Gesundheitsfee mit uns sein und ihnen morgen die Bühne geben, die sie verdienen. Und möge die eine oder andere Wolke uns vor allzu heißer Sonne schützen.

Raben, die Medien und andere Figuren
Letzte Woche erscheint der erste Medienbericht über die Fortschritte unseres Raben-Theater-Projektes in St. Veit. Danke Michaela Auer von der Mittelkärntenredaktion der Kleinen Zeitung für den lebendigen, umsichtigen Bericht über einen bereits drei Monate währenden Prozess, der nicht so einfach zu beschreiben ist!


Vergangenen Freitag ziehen wir so richtig mit Sack und Pack und Stromkabel und Nähmaschinen in das leerstehende Geschäft in der St. Veiter Innenstadt. Mittlerweile haben wir Licht und Strom und können das WC benutzen. Ein Riesenvorteil mit Sechs- bis Zehnjährigen. Die Kinder rasen mit ihrer Lehrerin Eva Maria Petschnig und unserer Praktikantin Hemma und den selbstgemachten Filzraben durch die Szenen. Die Puppentheaterbühne aus dem ausgeschnittenen Kasten ist noch improvisiert. Szene für Szene wird mit der vorhandenen Geschichte gespielt und improvisiert, Steigerungen im Ausdruck und im Schauspiel sind bemerkbar Viktoria und ich sitzen an den Nähmaschinen und kleiden die Handpuppen mit den schrägen Paperclayköpfen ein. Es stellt sich schnell heraus, dass das Gewölbe für dieses Miteinander zu gut funktioniert – der Lärmpegel ist enorm hoch. Nebenschichten an den Nähmaschinen müssen außerhalb der Probentage eingelegt werden, damit die NachwuchsschauspielerInnen vor allem eines tun können – üben, üben und noch einmal üben. Sprache, Ausdruck, die Haltung der Handpuppen. Und vor allem die eigene Haltung. Ein zum Publikum agierender Rücken schluckt Sprache und löst bei den Zuschauern aus den eigenen Reihen Unverständnis aus.



Viktoria hilft mir heute mit den Kinderkostümen. Es hat sich so entwickelt, dass das Theaterstück mit Handpuppen auf der Bühne und mit menschlichen Darstellern vor der Bühne umgesetzt wird. Keine kleine Herausforderung. Aber durchaus logisch. Also nähen wir einen zweiten Durchgang Kostüme. Upcycling as usual, dank Maria Slama stehen uns genau die richtigen Stoffe zur Verfügung. Aus diesem Fundus schöpfen wir noch eine Weile. Morgen hole ich mir die Handpuppen und mache sie fertig, mal sehen, ob mir wieder jemand Gesellschaft leistet. Ganz ehrlich – nun steigt die Spannung vor allem bei den Erwachsenen. Plötzlich wird doch ein Drehbuch nötig, damit WIR uns auskennen. Es entstehen Listen voller to-do’s und to-bring’s. Für die Erwachsenen wird klarer, welches Kind voraussichtlich in welche Rolle schlüpft, wer Organisatorisches übernimmt, wer Hintergründe ummontiert und wer sich gar nicht auf oder vor die Bühne traut. Ein ganz junger Maler kümmert sich derzeit um die Vorderseite des Puppentheaters und hat mit Bleistift seinen Entwurf auf die grundierte Platte gezeichnet. Alexander baut in der Werkstatt am beweglichen Untergrund der Bühne, eine Riesenherausforderung. Auch das sollte bereits diesen Freitag fertig sein. Wir werden sehen.


Presse und Pop-Up
Die Osterferien sind vorbei. Voller Begeisterung nehmen wir die getrockneten Paperclayköpfe in die Hand und glätten und formen noch ein wenig am Charakter der Handpuppenköpfe. Wie leicht die Dinger sind! Und wie ausdrucksstark!
Kurz entsteht Aufregung. Die Redakteurin einer Kärntner Tageszeitung ist gleich im Morgenkreis mit dabei, um ein Gefühl für unser Projekt zu bekommen. Benjamin und Franziska, zwei unserer großartigen Viert-Stufen-Kinder, wissen eine ganze Menge zu erzählen, als sie interviewt werden. Einmal mehr wird mir klar, auf wie vielen Ebenen unser Projekt wirkt. Einerseits profitieren besonders die stillen Kinder davon, dass sie sich eine Bühne nehmen und mit ihrer Stimme präsent sein dürfen. Andererseits praktizieren wir ständig Recycling und Upcycling und die Kinder sind wie nebenbei mitten im Tun, ohne dass wir ihnen lang und breit erklären müssen, wie pädagogisch und nachhaltig und sinnvoll es ist, dass sie mit alten Zeitungen Köpfe herstellen, aus gebrauchten Stoffen Handpuppenkörper herstellen und einen alten Kasten zur Puppentheaterbühne umbauen. Unsere Herbergsuche für einen Probe- und Arbeitsraum bei den Menschen auf der Stadtgemeinde hat uns zu einem tollen Leerstand mitten in der Innenstadt geführt. Unglaublich, wie entgegen kommend erwachsene Menschen sind, wenn es um Kinder und ihre Projekte geht. Zwei Monate nutzen wir Räume als Pop-Up, das heißt wir sind vorüber gehend da und dann wieder weg. Wie es aussieht hat die Großzügigkeit unseres Herbergsvaters sich bereits auf sein Leben ausgewirkt: der erste Interessierte hat sich die Räume für den Sommer angesehen. Das ist es, was mit der Bespielung und Belebung des Leerstandes ebenfalls geplant war: die praktische Sichtbarmachung kommunaler Intelligenz in der Entwicklung einer Kleinstadt. Und dass es in einer Innenstadt um Einkauf und Geschäfte gehen kann aber nicht muss. Die Kinder werden den Erwachsenen schon zeigen, was möglich ist.
Heute üben unsere Nachwuchsschauspieler den Einsatz ihrer Stimme. Paarweise geben sie Witze wieder, auch wenn sie nicht verstanden wurden. Hach, Kinder schlüpfen einfach in Rollen und spielen. Sie sind die geborenen Dadaisten. Zum ersten Mal hören wir die einstudierten Musikstücke mit Instrumenten. Hemma sagt, sie hat Gänsehaut, so schön klingt alles bereits. Am Ende des Vormittages packen wir Sitzkissen zusammen und wandern durch die Stadt zu unserem zukünftigen Arbeitsraum. Das ist ein Staunen und Jubeln. Ganz spontan, ohne Aufforderung einer Begleitperson haben die Kinder den Wunsch, eines der Rabenlieder zu singen. Und sie setzen sich durch. Ganz ohne Scheu stehen sie mitten am Herzog-Bernhard-Platz im schrägen Licht des heutigen Sahara-Sand-Himmels und geben ihr erstes Livekonzert des Projekts. Wir sind gespannt wie lange es dauert, bis die Italiener vom Eiscafé vis à vis auf uns aufmerksam werden…
Diese kurze Schulwoche nach längeren Ferien zeigt sich an den Kindern. Heute sind nicht wir müde, sondern sie. Und doch freuen sie sich auf die nächste Probe in den neuen Räumen. „Lisa, wir möchten gern Publikum spielen“, vertrauen mir zwei kichernde Schüler an. Oh wie recht sie haben. Auch die Aufführung, der Plan, wie unser Publikum quer durch die Stadt mitgenommen werden soll, ist noch zu proben. Aber das ist, frei nach Michael Ende, eine andere Geschichte, die ein anderes Mal weiter erzählt wird.

Kunst, Kind und Pop-Up
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Kommunale Intelligenz und Puppentheater
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Raben und Bücher
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